INNENANSICHTEN AUS DEM KLINIKUM BERLIN-BUCH
Die Situation in der Forensisch-Psychiatrischen Klinik des Klinikums Berlin-Buch („Haus 213") 1987/88
Von Rainer Erices
Bericht der MfS-Bezirksverwaltung Berlin auf Grundlage der Einschätzungen der Bezirkshygieneinspektion
Aus dem Bericht der Hygieneinspektion
Das Gebäude der Forensisch-Psychiatrischen Klinik („Haus 213„) wurde etwa um die Jahrhundertwende gebaut. Als moderne Verwahr-und Siechenanstalt sollte die Einrichtung für die Behandlung chronisch geisteskranker und geriatrischer Patienten dienen. Ab 1977 wurden in der psychiatrischen Klinik ausschließlich forensisch-psychiatrische Patienten behandelt. Nachdem anfangs nur psychisch kranke Rechtsverletzer"ohne nennenswerte therapeutische oder rehabilitiveMöglichkeiten mit besonderer Gemeingefährlichkeit" aufgenommen wurden, wurde der Kreis später erweitert auf alle zu betreuenden forensisch-psychiatrischen Patienten von Ost-Berlin. Die Klinik war somit gleichzeitig Krankenhaus, Pflegeeinrichtung sowie sozialtherapeutisch orientierte Erziehungs-und Besserungsanstalt.
Im Jahr 1987 kontrollierte die Berliner Bezirkshygieneinspektion die Klinik und stellte erhebliche Mängel fest, die –laut Protokoll –„den hygienischen und funktionell-technischen Grundsätzen des heutigen Standards von Klinik-und Bettenhäusern entgegenstehen". Das Haus werde, so hieß es, den Anforderungen an eine moderne Nervenklinik nicht gerecht. Sanitär-, Elektro-und Heizungsanlagen, stammten weitgehend aus der Erbauungszeit, und waren „völlig verschlissen und technisch unzulänglich". Das „Haus 213" werde, so stellten die Gutachter fest, „wegen seines ästhetisch abstoßenden Charakters (von außen und innen) von Besuchern als ‚menschenunwürdig‘ bezeichnet. Der von den Patienten zumeist vorher durchlaufene Strafvollzug wird weit angenehmer eingeschätzt".
Besonders sanitäre und Küchenanlagen sowie „die sozialen Bedingungen eines auf längere Dauer eingewiesenen Patienten im Schlaf-und Aufenthaltsbereich" würden, so schrieben die Gutachter, „als für sozialistische Verhältnisse ‚indiskutabel‘ bezeichnet". Als unzumutbar wurden auch der bauliche Unterhaltungszustand der alten Dampfheizung mit Warmluftkammern sowie die Belüftung und Belichtung der Räumlichkeiten beschrieben. In den Wintermonaten sei die Temperatur in einigen belegten Zimmern auf 3 °C gesunken. Die zusätzliche Einordnung der Rehabilitation der Patienten in den Klinikbereich habe zu einer weiteren Zuspitzung der komplizierten Raumsituation geführt. Ehemalige Toiletten seien zu Arbeitsplätzen für Ärzte umgebaut worden.
Leitende Ärzte würden die Schließung der forensisch-psychiatrischen Klinik fordern. Eine Sanierung sei seit Längerem geplant. So existierte eigentlich bereits seit 1984 ein Projekt für eine umfangreiche Rekonstruktion. Entsprechend existierte ein „umfangreicher Schriftverkehr zwischen Leitern des neurologisch-psychiatrischen Zentrums des Klinikums Berlin-Buch und Vertretern zuständiger staatlicher Organe". Inzwischen würde das medizinische Personal „an der Bereitschaft und dem Vermögen der zuständigen staatlichen Organe, die erforderlichen Veränderungen durchzusetzen" zweifeln.
Tatsächlich war der Bezirk Dresden mit dem Bauprojekt beauftragt worden. Das Projekt wurde jedoch durch das zuständige Bauministerium zurückgezogen und auf Anfang der 1990er Jahre verlegt worden. Sowohl die Gutachter der Hygieneinspektion als auch von der Denkmalpflege mahnten eine kurzfristige –zumindest anteilige -Sanierung an.
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