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Symposium "Seelenarbeit im Sozialismus – Psychiatrie und Psychotherapie in der DDR"

Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin

In dem Symposium wird das vom BMBF geförderte Verbundprojekt „Seelenarbeit im Sozialismus“ vorgestellt. Das Forschungsprojekt untersucht u.a. die Psychiatrie und Psychotherapie in der DDR und hier insbesondere professionelle Strukturen sowie inhaltliche Entwicklungen. Im Kontext der Einbettung in die Gesundheitspolitik der DDR wird auch der Frage nach der politischen Instrumentalisierung der Fachgebiete nachgegangen. Bernhard Strauß wird darüber sprechen, was inhaltlich und konzeptionell aus der DDR-Psychotherapie übriggeblieben ist, aber auch, wie die Diktaturerfahrung die Einstellung zur Psychotherapie und zum Gesundheitswesen bis zum heutigen Tag beeinflusst. Dafür verwendet er Daten aus einer Repräsentativerhebung. Um das Ausloten von Handlungsspielräumen in der sozialistischen Diktatur geht es im Beitrag von Kathleen Haack. Sie fragt nach Gestaltungsmöglichkeiten für psychiatrisches Handeln unter den gegebenen persönlichen und strukturellen Rahmenbedingungen. An ausgewählten Beispielen werden Möglichkeiten selbstbestimmten Handelns und der damit verbundenen Mitgestaltung bei Inhalten, Zielen und Aufgaben der Psychiatrie in der DDR untersucht. Die Zeitschrift „Deine Gesundheit“ bot insbesondere den Reformkräften der Psychiatrie der DDR ein Podium zur Darstellung ihrer sozialpsychiatrischen Konzepte. Der Vortrag von Thomas R. Müller zeigt dies anhand von Beiträgen im Kontext des Rodewischer Symposiums (1963) und einer Artikelserie zum Leipziger Modell in den 80er Jahren. Die forensische Psychiatrie in der DDR wurde bislang kaum aufgearbeitet. Nach 1990 gerieten einige in den Blickpunkt skandalisierender Berichterstattung – darunter die forensisch-psychiatrische Klinik Berlin-Buch. Der Beitrag offenbart anhand von Archivmaterialien einige Innenansichten. So zeigt sich der Eindruck vom Missstand innerhalb der Psychiatrie der DDR und der staatlichen Unfähigkeit, das zu ändern. Es werden zudem Antworten auf Mutmaßungen im Zusammenhang mit dem Wirken des MfS gegeben.
 

Vorsitzende: Ekkehardt Kumbier (Rostock), Bernhard Strauß (Jena)

Bernhard Strauß "Gibt es ein Vermächtnis der Psychotherapie in der DDR?"

Kathleen Haack "Spielräume psychiatrischen Handelns unter zentralistischem Diktat"

Thomas R. Müller " 'Psychisch Kranke – Menschen wie wir'. Psychiatrie und psychiatrische Versorgung in der Zeitschrift 'Deine Gesundheit' "

Rainer Erices "Forensische Psychiatrie der DDR – Innenansichten aus Haus 213, Berlin-Buch"