In der Zeitschrift Psychotherapeut ist der Artikel "Politischer Missbrauch in der Psychiatrie der DDR. Neue Aktenfunde und Forschungslücken" (Link) von PD Rainer Erices aus dem SiSaP-Teilprojekt Erlangen erschienen.
Hintergrund
Noch immer finden sich in Publikationen Zweifel an Forschungen, die zeigten, dass es in der DDR keinen systematischen und politisch motivierten Missbrauch der Psychiatrie gab. Seit den 1990er-Jahren liegen Ergebnisse von Untersuchungskommissionen und eine detaillierte Auswertung der Stasiakten zu dieser Thematik vor. Nachgewiesen wurde, dass Menschen in der DDR aus politischen Motiven psychiatrisiert wurden – jedoch lediglich in Einzelfällen. Unklar ist bis heute das genaue Ausmaß politischer Psychiatrisierung.
Ergebnisse und Schlussfolgerung
Der Bundesnachrichtendienst (BND) ging von einem politischen Missbrauch in der DDR aus. Er stützte sich dabei auf die Aussagen von DDR-Flüchtlingen. Was mit den Erkenntnissen geschah, ist nicht überliefert. Zur Bewertung der Erkenntnisse und auch zur Einschätzung des Ausmaßes psychiatrischen Missbrauchs in der DDR fehlen bis heute Detailanalysen. So gibt es v. a. kaum Studien zur medizinischen Verwaltungsebene. Es fehlen übergreifende Untersuchungen zur Qualität der Ergebnisse psychiatrischer Begutachtung von Regimegegnern oder zur außerklinischen Registrierung von psychisch Kranken in der DDR.
Literatur: Erices, R. Politischer Missbrauch in der Psychiatrie der DDR. Psychotherapeut (2021). https://doi.org/10.1007/s00278-021-00514-5